Wilhelm Hübner, 1911 in Brunn am Gebirge geboren, besuchte das Gymnasium in Traiskirchen, studierte bis zur Staatsprüfung am Neuen Wiener Konservatorium, um dann seine Studien bei Walther Kerschbaumer an der Musikakademie fortzuführen und 1936 abzuschließen. Ein Zeitungsfoto aus dem Jahr 1935 zeigt ihn im Kreise der Studenten Professor Kerschbaumers, unter ihnen auch Josef Dichler. Im Elternhaus in Maria Enzersdorf[1] lernte er eines Sommers die aus Olmütz stammende und damals in Holland studierende Geigerin und Pianistin Berta Panitschek kennen und lieben.
Schüler von Prof. Kerschbaumer, Dritter von links: Hübner. Rechts Josef Dichler | Ehepaar Hübner, 1937 | Musikakademie, ca. 1965: Dr. W. Wlcek, Prof. Hübner, Dr. Beyer |
Schon ab 1930, als junger
Student, hatte Hübner gelegentlich an musikalischen Aufführungen in Mödling
mitgewirkt. 1937, kurz nach der Hochzeit, gab das junge Paar sein erstes Konzert
an zwei Klavieren im Saal der Mödlinger Sparkasse[2].
Schon zu Beginn des Zweiten Weltkrieges musste Hübner aber einrücken, war
zunächst in Stockerau, dann in Olmütz stationiert. Auch als Angehöriger der
Wehrmacht nützte er die Gelegenheit, Konzerte zu geben, freilich nur für
Angehörige der Wehrmacht. Nach Olmütz kam sogar einmal seine Gattin nachgereist
– es war dies ja ihr Geburtsort -, um
mit ihm gemeinsam auf zwei Klavieren zu konzertieren. Später, im Laufe des
Russlandfeldzuges, fand er mehrmals russische Familien, denen er in ihren
Wohnungen nicht nur klassische Musik, sondern auch russische Volkslieder
vorspielte, die Leute hätten gerührt mitgesungen, statt einer Gage habe er
Nahrhaftes bekommen, berichtet die Tochter.
Schon bald nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft begann Wilhelm Hübner im Mai 1946 seine Aktivitäten als Pianist und Konzertveranstalter mit einem Beethoven-Programm im Festsaal des Mödlinger Gymnasiums in der Keimgasse.
Ein dankbarer Konzertbesucher: 5.5.46 Lieber Herr Kollege! Endlich wieder einmal das Herz voll reiner Freude und wahren Friedens - das danke ich Ihnen! Herzlichsten Gruß! Ihr Prof. Waldhart „Mit der Musik konnten wir den Leuten damals wirklich etwas geben. Sie half uns Aktiven und den Zuhörern, die Vergangenheit zu überwinden.“ (Wilhelm Hübner) |
Beethoven hatte Mödling
wiederholt besucht, hier hatte er sogar volle drei Sommer verbracht[3],
sicher deshalb war Beethoven ein wiederkehrender Schwerpunkt der nun folgenden
35 Jahre währenden Konzerttätigkeit Hübners. In den Wintermonaten, in denen die
Säle damals nicht beheizt werden konnten, gaben Wilhelm und Berta Hübner
Hauskonzerte in ihrer Wohnung in der Jasomirgottgasse 6. Die jeweils etwa 40 Gäste
brachten etwas Brennmaterial zum Heizen mit und fanden auf ausgeliehenen Stühlen
oder einfachen Brettern Platz. Nicht nur die persönliche, ja familiäre
Atmosphäre, sondern auch die vorbereitenden Erläuterungen zu den aufgeführten
Werken waren ein geschätztes Merkmal von Hübners Konzerten.
Ab 1954 organisierte Hübner seine Konzerte im Abonnement, die „Mödlinger
Abonnementkonzerte“ wurden zu einem legendären Fixpunkt des Mödlinger
Kulturlebens. Hübner nützte seine vielfältigen Kontakte zu Spitzenkräften der
heimischen Musikszene, die er bis 1981 im Laufe von insgesamt 208 Konzerten nach
Mödling brachte, vielen von ihnen war er auch ein einfühlsamer Begleiter am
Klavier. Hübner hat seine Programme durchgehend gesammelt, darin findet man
zum Beispiel Hilde Konetzni,
Julius Patzak, Hilde Rössl-Majdan, Heinz Zednik, Kurt Equiluz, Senta Benesch,
Heidi Litschauer, das Haydn-Trio, das Küchl-Quartett (1981), das
Alban-Berg-Quartett, das Steinbauer-Quartett, das Wiener Philharmonia-Quartett,
den Akademie-Kammerchor, den Arnold Schönberg-Chor, die Wiener Sängerknaben,
Eduard Melkus, Luise Walker, Heinrich Schiff, Alexander Jenner, Hans Petermandl,
Heinz Medjimorec, Rudolf Buchbinder, Jörg Demus, das Wiener Kammerorchester, die
Niederösterreichischen Tonkünstler und andere. Auch einer seiner begabtesten
Studenten unter den Schulmusikern, Eugen Jakab (siehe unten), trat auf.
Hübner beschränkte sich in seiner Programmauswahl nicht nur auf Bewährtes an
Liedern, Klaviermusik solistisch und auf zwei Klavieren, an Kammer- und
Orchestermusik in hoher Qualität, auch österreichische Musik des 20.
Jahrhunderts fand sich in seinen Programmen: Franz Schmidt (aus dem benachbarten
Perchtoldsdorf), Franz Hasenöhrl (1885-1970), Norbert Sprongl (1892-1983,
Zeitgenosse aus Mödling). Zahlreiche Programme belegen, dass Hübner mit seinen
jeweiligen Musizierpartnern auch außerhalb Mödlings auftrat, als Beispiele
genannt seien Wien, Linz, Graz, St. Pölten, Steyr, aber auch Udine, ein Konzert
gab er mit Gattin Berta in Holland.
Erstaunlich ist auch aus heutiger Sicht, wie Hübner diese Konzertreihe die
ersten 15 Jahre jedenfalls ohne einen Groschen Subvention durchführen konnte.
Belege einiger Rundfunkübertragungen zeugen von Hübners Bekanntheitsgrad, auch
eine Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Komponistenbund hat zumindest
einmal stattgefunden.
Wilhelm Hübners Aktivitäten hatten nicht nur das Heranwachsen einer verständnisvollen, dankbaren Zuhörerschaft in Mödling zur Folge, auch in den Nachbargemeinden begann man Hübner mit ähnlichen Veranstaltungen nachzueifern, wobei man offenbar auch Hübners Kontakte nützen konnte, wie die Unterlagen in Hübners Mappen zeigen. 1981 legte er seine Arbeit als alleiniger Organisator zurück, seine Konzertreihe wurde einige Jahre hindurch unter dem Logo „Hübner´s Mödlinger Abonnementkonzerte“ weitergeführt.
Zweimal immerhin wurde Hübner von
der Stadt Mödling ausgezeichnet, das Land Niederösterreich verlieh ihm das
„Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“.
Quellen:
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Hübner-Wohnung Mödling 1937-1975, Jasomirgottgasse 6 | Grabstätte Wilhelm Hübners, Friedhof Mödling, Grab E/227 |