Abbruch
– Unterbrechung. Abtreibungsbefürworterin Doris Bures spricht (laut
Kurier, 9.9.2007) von einer „Schwangerschaftsunterbrechung“. Eine
Unterbrechung ließe eine spätere Fortsetzung der Schwangerschaft zu. Das
richtige Wort muss also „Abbruch“ lauten.
absegnen: Plötzlich war es da in den Neunzigern (oder schon davor?): Vranitzky lässt Pläne im SP-Präsidium „absegnen“ (Kurier, o. D.). Ursprünglich wohl von einem unbekannten Erfinder als ironisches Sprachbild (auch mit einem antiklerikalen Nebensinn) in Umlauf gebracht, wurde es bald ohne Anführungszeichen genützt, wenn etwas von Politkern beschlossen wurde. "Gott sei Dank" fast schon wieder außer Gebrauch.
als / wie: Komparativ (größer, schwächer, kleiner etc.) als .....; Aber: Doppelt so groß wie ...; halb so teuer wie ...
am: fast schon überall dort, wo eigentlich „auf dem“ richtig wäre: Erst als das Opfer am Boden lag, ließ der Täter von ihm ab. Am Dachstein ist nicht auf dem Dachstein! An der Donau ist ja auch nicht auf der Donau. (Wahrscheinlich aus dem Dialekt übernommen)
annehmen: sich einer Sache (Genitiv!) annehmen. Auch der Autor X. hat sich dem Thema „Verwandlung“ angenommen (Radio-Kolleg, Ö1, 22.3.07) (ähnliche Unfallstelle: gedenken). "Für" verlangt den Akkusativ, der natürlich auch für die Beifügung gilt: .. für Karl Renner, den ersten Staatskanzler ...
APPOSITION: Eine
nominale Beifügung, die den gleichen selben Fall wie das Satzglied trägt, durch
Beistrich oder Gedankenstrich vom Rest des Satzes getrennt.
BEISPIEL: Den Auftakt machte
Heinz Fischer, der beim Denkmal für Karl Renner, dem
ersten Staatskanzler Österreichs und ersten Bundespräsidenten 1945, einen Kranz
niederlegte. (Kurier, 13.11.2007)
-bar: hängt sich üblicherweise an transitive Verben: waschbar, essbar. Aber man verzichtet „auf“ etwas, was folgt, wäre ein „Präpositionalobjekt“, aber kein Objekt im Akkusativ, das wäre ein Hinweis auf ein transitives Verb. Daher ist das beliebte Wort „unverzichtbar“ eigentlich zu Unrecht gebildet. Aber Sprachentwickler aus mangelhafter Sprachkenntnis lassen sich nicht beirren. Vor einiger Zeit (etwa 2005?) war plötzlich bei der Debatte, was man sich leisten könne, ein neues Unglück da: „leistbar“, z.B. soll Pflege „leistbar“ sein. Es geht aber nicht darum, ob man etwas (eine Arbeit) leistet, sondern darum, ob man sich etwas leisten kann. Leistbar ist also in dieser Bedeutung ebenso unrichtig wie „es wird sich gesonnt“ oder Ähnliches.
billig, teuer: Niemand kauft Kaufpreise, sondern Waren und Angebote aller Art. Aber wahrscheinlich ist es günstiger, Autopreise statt der Autos zu kaufen: „Autopreise bis 30 Prozent billiger“ (Presse, zwar im Titel wie ein Zitat in Anführungszeichen; aber der Text beginnt mit: Billigere Autopreise offerieren nicht die Autohändler … Der Motor-Journalist war zur Zeit der Niederschrift offenbar schon „infisziert“ von der Aussage eines Fachmanns aus der Szene.)
Bub: Schulbus fuhr Bub über Fuß (statt: Buben – fürchtet man, dies werde als Plural verstanden?)
Enkel: der Enkel, die Enkel, vier Enkel, mit ihren vier Enkeln
entsinnen: sich dem Problem entsinnen – richtig: des Problems, ebenso wie à erinnern. annehmen, gedenken ...
-fähig oder -bar? Fähig: etwas tun können. „streichfähiger Käse“, uns allen wohlbekannt, ist ein vermeidbarer Fehler. -bar: etwas kann getan, zum Beispiel vermieden werden: abwaschbar – etwas kann abgewaschen werden. Ein Pilz kann nicht essfähig sein, höchstens essbar.
fragen: fragst, fragte. Manche Menschen, die offenbar als besonders gebildet gelten wollen, sagen aber „frägt“, „frug!“
führen
– fahren: NÖ: Einbrecher fuhren Beute im Firmenwagen weg – 100.000 S
Belohnung (Kurier, o. D.)
Gebäck – Gepäck: Für Gepäck wurde schon mehrmals „Gebäck“ gesichtet.
gedenken[1]: Wir gedenken Ernst Happel (Trauerminute im Nürnberger Stadion, 1992). All diesen Notleidenden wird heute gedacht (Kurier)
gegenüber: ins Café gegenüber des Tatortes (Kurier, 2007). Korrekt: mit Dativ – vor- oder nachgestellt: gegenüber dem Tatort / dem Tatort gegenüber
Herr werden: des Hungers Herr werden (nicht: dem!)
Knödel: mit selbstgemachten Semmelknödel (Chef-Menü). Dann hieße es also auch: Bei diesem Regenwetter kann man nur mehr mit Stiefel auf die Straße gehen. – Und wie verhält es sich mit Zwiebel?
Komponist: Benannt nach dem Wiener Komponist … Oscar Straus (Oscar-Straus-Park, Wien 13).
kosten: regulär mit doppeltem Akkusativ: Das kostet mich nur einen Lacher. Aber immer mehr Berufsformulierer verfallen in den (vormals doch zweifellos falschen?) Dativ: Das kostet dem österreichischen Steuerzahler weitere 20 Milliarden …
lehren: Aidid lehrt den Blauhelmen das Fürchten (Kurier, o. D.)
leistbar: Am 18.9.2005 schrieb Herbert Hufnagl im Kurier: „Nicht zu stoppen dürfte das Modewort leistbar sein. Sonderbar.“
mahlen – malen: die Mumie wird zu einem angeblichen Medikament vermalen …
Mast: der Mast, des Mastes, dem Mast, den Mast, die Masten etc. (gemischte Deklination)
Monat: der Monat, den Monat Mai. "Das" wird auch von Gebildeten - unbedacht? verwendet, aber: niemand würde sagen: das Monat Mai! [Nationalratspräsidentin Barbara Prammer offenbar schon - sie erwähnte im Mittags-Journal von Ö 1 am 27.12.08 mehrmals das "Papamonat."]
mutmaßlich: Ein Attribut, das selbst erwiesenen, auf frischer Tat Ertappten zugestanden wird: jeder Dieb, Einbrecher, Mörder könnte in Wirklichkeit doch ein ehrenwerter, harmloser Zeitgenosse sein. Neuseeland: Räuber beißt Polizeihund … Ein mutmaßlicher Räuber hat … zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen und einen Polizeihund gebissen … (kann immer noch heißen: möglicherweise zu Unrecht verdächtigt; aber dann: Die Auseinandersetzung begann nach einem Raub in einem Lebensmittelladen in der Stadt Napier). (Kurier, 10.2.07)
ohne: trotz vieler Unfälle auch von österreichischen Unterrichtsministerinnen immer noch mit dem Akkusativ zu verwenden. Wohl aus der Dialekt-Grammatik kommt der Dativ: (Sozialminister) Hesoun zu weiterem Sparkurs: „Ohne mir“ (Kurier, 18.3.1995). Aber auch der Genitiv ist schon gesichtet worden!
Pensionist: „Wettrennen endete für Pensionist tödlich“ Angst vor der Endung –en? Da könnte ja wer meinen, es seien zwei oder mehr Pensionisten gewesen. Aber nur jemand, der sich mit dieser häufigen „schwachen“ Deklination nicht auskennt. Dazu gehören (sehr) viele Journalisten: Warum das eigentlich keinen Journalist irritiert? – Ebenso: Benannt nach dem Wiener Komponist … Oscar Straus (Oscar-Straus-Park, Wien 13).
Polizist – siehe „Pensionist“. - "Das haben wir hier noch nie gehabt, einen Polizist, der gewerbsmäßig stiehlt", wunderte sich Richter Erik Nauta. (Kleine Zeitung, 6.9.2007)
Realisieren: einen Plan umsetzen, ausführen. Aber vor etwa 15 oder 20 Jahren haben es plötzlich einige anders gewusst: Realisieren komme aus dem Englischen (to realize), dort heißt es in erster Linie: etwas wahrnehmen, sich einer Sache bewusst werden; und erst in zweiter Linie hat des die Bedeutung „verwirklichen, ausführen, umsetzen“. Leider „realisieren“ die Sprachanbiederer nicht, dass sie damit einem deutschen Wort eine englische Bedeutung überstülpen. Sie fühlen sich sogar besonders „intellektuell“ dabei. Wie wär´s mit Gift? Im Englischen nimmt ja jeder unbedenklich ein „gift“. Das wär doch auch eine nette Empfehlung für Sprachanbiederer …
samt:
üblicherweise mit Dativ, falsch: …
samt ihres
originellen Fahrzeugs …
schäumen:
Eine widerliche Wortnutzung! „Opposition schäumt: Freie Fahrt für Gebührenlawine
(Kurier, 6.7.2007)
schleifen:
15-jährige Mopedfahrerin von Auto mitgeschliffen (laut Link in „Kleine
Zeitung“, Internet-Ausgabe 20.8.07 – im Text hieß es dann aber schon
richtig „mitgeschleift“.
Sessel: Plural Sessel! Falsch ist daher: Alte Sesseln, 32.000 Kinosesseln sind zuviel für Wien (Kurier, 13.11.1997) (häufig gesichtet)
Sinn machen: häufige Modekonstruktion statt: sinnvoll sein (Übersetzung aus dem Englischen!)
Unglück:
Grubenunglücke fordern 100 Tote (Kurier, 3.12.1997). Niemand sagt, er habe
schon viele Glücke erlebt. Ein Unglück ist es, wenn ein Hochwasser das
Wohnhaus einer mittellosen Familie zerstört. Es ist sicher kein Unfall. Dennoch
verwendet man – offenbar wegen eines sehr reduzierten Wortschatzes – seit
einigen Jahren überwiegend das Wort „Unglück“ im Sinn von „Unfall“.
Und es hat nicht lange gedauert, bis sich die sich häufenden „Unglücke“ in
die Seiten unserer Wörterbücher gedrängt haben. Dort regiert ja
freundlicherweise der „Sprachgebrauch“. Aber es stimmt: Wer einen Unfall
erleidet, verunglückt. Sprachbewusste Behörden verwenden dafür das Wort
„verunfallen“.
wägen – wiegen: Gemeinsam wägten wir Vor- und Nachteile ab.- Vor einer Woche wog die Kleine 12,30 kg.
Wirt: des Wirtes, dem Wirt (dem/den Wirten: Dialekt); die Wirte, der Wirte, den Wirten, die Wirte
zurückpfeifen – das gelingt vielleicht bei einem wohl erzogenen Hund. Deshalb sollte man es bei Menschen nicht tun. „Verbund pfeift Vorstand zurück“ (Kurier, 26.4.2005), Gorbach pfeift ÖIAG zurück (Kurier, 11.1.2005)
[1] Ich gedenke des Buchtitels „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ (Bastian Sick, Kiepenheuer & Witsch 2004)